Am 30. April 1977 begab sich eine Gruppe von Müttern auf den Plaza de Mayo in der Stadt Buenos Aires, um zu fordern, dass ihre Kinder, die von bewaffneten Gruppen - ohne Angabe eines Grundes - aus Häusern, Büros und Straßen verschleppt worden waren, und von deren Aufenthaltsort sie keine Nachricht hatten, lebendig auftauchten.
Im März 1976 hatte die schlimmste Militärdiktatur in der argentinischen Geschichte angefangen, bei der 30.000 Menschen zwangsverschwanden. Nach Ende der Diktatur (1983) hatte das Land Auslandschulden in Millionenhöhe und die sozialen Folgen kennzeichneten den Anfang des Niedergangs einer Gesellschaft, in der der Jahre lang erkämpfte gleichberechtigte Zugang zu Gesundheit, Bildung, Land und Beschäftigung die Errungenschaft vieler Menschen im ganzen Land gewesen war.
An jenem Nachmittag im Jahr 1977 sagten Bundespolizisten den auf dem Platz versammelten Müttern, sie dürften nicht da “stehen” (Demonstrationen waren damals verboten). Also überwanden sie die Angst, nahmen sich gegenseitig am Arm und fingen an zu laufen, im Kreis.
An dem Tag entstand mit der ersten Runde ein Symbol für echten Mut und Widerstand gegen die Militärdiktatur, das im ganzen Land nachgeahmt wurde. Viele dieser Mütter wurden selber Opfer des Terrors, den sie anprangerten, wie Azucena Villaflor. Viele starben, ohne ihre Kinder je wiedergesehen zu haben.
Hunderte von ihnen stellen heute, wie Nora Cortiña, weiterhin die Weichen, wenn Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Lügen Verwüstung anrichten und wenn man vergisst, dass es eine unbezahlbare Militanz gibt: die Würde.
Historische Tonaufnahme aus dem Jahr 1978, als das niederländische Fernsehen die Mütter interviewte, die bereits als "Die Verrückten vom Platz" (Las locas de la Plaza) bekannt waren.
Übersetzung: R. Braun
Produktion: Silvana Avellaneda
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